Denk-Anstöße

Interessant fand ich es, seine Wegweisungen an die Menschheit mit aktuell strittigen Themen zu vergleichen. Die moderne Technik macht es möglich. Im Internet findet man heute alle Originaltexte. Mit geeigneten Stichwörtern habe ich gesucht:

Da fällt einem zuerst die aufdringliche Gläubigkeit auf, die oft beanstandet wird. Wenn man aber versucht, von den Zwängen seiner Zeit abzusehen und aus den Texten zu lesen, was er eigentlich will, dann stellt man fest, K. M. ist alles andere als ein orthodoxer Christ. Er bestreitet nicht das Existenzrecht anderer Religionen. Sie sind für ihn mehr oder weniger wohlverstandene Botschaften vom höheren Ort. Er beschreibt kritisch Widersprüchliches in gängigen christlichen Lehren, und das Paradies ist für ihn im Grunde Ziel menschlichen Strebens - also doch irgendwie Welt.

Kenner staunen - zweifelnd - über seinen „Editionsplan“ für ein ganzes Schriftstellerleben, den er noch im Knast entworfen hat; die Original-Handschrift habe ich in der Berliner Ausstellung zum 100. Todestag gesehen. Er hat ihn in den Haupsachen durchgehalten.

Was man Frühwerk nennt, enthält ein Weltbild, das einem ehemaligen Kleinganoven nur schwer geglaubt wird - aber so früh war das doch nicht! - Der Mann war Mitte Dreißig und hatte viel hinter sich (und in sich) und hatte vorher viel Zeit zum Denken und Lesen gehabt.

Das „Spätwerk“ - goßes Märchen - heute würde man „fiction“ sagen - . Eignete sich denn z. B. der „Silberlöwe“ (Bände 3 und 4) denn nicht für ein Film-Opus wenigstens so gut wie Tolkiens Fantasien? Das wäre viel anspruchsvoller als die bekannten Abenteuerfilme.

Man muss nicht lange suchen, da findet man sehr modern anmutende Ansichten (nur eben in der Sprache von damals formuliert) darüber, was wir dem Orient eigentlich schuldig wären: Endlich einmal die Gebenden sein, freundschaftliche Partner und Helfer bei der eigenständigen Entwicklung im globalen Kontext.

Im realen Leben damals und heute statt dessen: Neo-Kolonialismus und nationaler Eigensinn.

Deutschtümelei ist ihm vorgeworfen worden. Sein Patriotismus bestand aber meiner Meinung nach vor allem darin, dass er Deutschland für fähig hielt, bei der Befriedung Europas und der Welt ... eine führende Rolle zu spielen ... in Partnerschaft mit den USA! ... und zwar auch weil er es für unbelastet hielt mit kolonialistischer Unterdrückung. Das wurde dann später anders.

Er glaubte, dass Deutschland alles das besser könnte ... Man könnte heute noch auf manchen Ratschlag hören ...